Freitag, 18. November 2011

Schauspielschule begeistert mit Kinderstück

Premiere von „Urmel aus dem Eis“.
Das Urmel schlüpft wieder


Auf der Südseeinsel Titiwu führen die Inselbewohner ein unkompliziertes Leben, denn dort hausen Mensch und Tier friedlich nebeneinander. Ping, der Pinguin, ist ständig auf der Suche nach einem gemütlichen Schlafplatz. Besonders angetan hat es ihr die Muschel, in der jetzt Wawa, der Waran, haust. „Eine Mupfel, das wär’ was“, stößt sie begeistert aus. Ping kann nämlich zwar reden, hat aber leider einen kleinen Sprachfehler, so wie alle anderen Inselbewohner auch. Die Theaterakademie Mannheim präsentierte jetzt erstmals das Kinderstück „Urmel aus dem Eis“ im Theater Felina-Areal, das nach dem bekannten Kinderbuch von Max Kruse adaptiert wurde. Im Mittelpunkt des Geschehens stehen die tierischen Inselbewohner und ein Professor, der den Tieren Sprachunterricht erteilt hat. Ihr Leben gerät völlig durcheinander, als ein Urmelei in einem Eisberg an Land gespült wird – dabei gelten Urmel als längst ausgestorbenes Bindeglied zwischen Dinosauriern und Säugetieren.Von dieser seltenen Spezies bekommt auch Pumponell der 55., Hobbyjäger und König von Pumpelonien, zu hören und macht sich auf nach Titiwu. Gemeinsam müssen die Inselbewohner nun versuchen, das Urmel vor dem gierigen König zu retten. Bis auf den letzten Platz gefüllt Bei der Prämiere lockte die beliebte Kindergeschichte so viele Zuschauer in die kleine Spielhalle, dass bereits vor dem ersten Akt improvisiert werden musste: Kissen wurden zusammengerückt und Stühle angestellt, bis auch der letzte Platz gefunden hatte. In den vorderen Reihen drängten sich Kinder und schauten gebannt zu, als das Urmel aus seinem Ei schlüpft und quengelnde Laute von sich gibt. Für Kinder ab vier Jahren ist das Stück geeignet, aber ebenso auch für Erwachsene. Silvana Kraka, die zusammen mit Mario Heinemann Jaillet die Schauspielschule leitet, freut sich über den Prämierenerfolg. „Das Kindertheater verfolgt ganz andere Gesetze als Theater für Erwachsene“, sagt sie und erklärt: „Hier kommt es hauptsächlich auf die Fantasie an, und davon haben Kinder zum Glück genug.“ Und die jungen Schauspieler der Theaterakademie schaffen es problemlos, mit einfachen Requisiten und viel Witz, jeden in die wundersame Welt von Titiwu mitzunehmen; eine Welt, in der das saubere Hausschwein Wutz Mannemerisch redet und Wawa morgendliche Yogaübungen macht. Jeder Charakter besitzt einen individuellen Charme, der aus dem eineinhalbstündigen Stück ein witzig- unterhaltsames Theatererlebnis macht. Edgar Diel, der den immer melancholischen See-Elefanten Seelefant spielt, ist mit dem Ablauf der Prämiere zufrieden, obwohl gerade für ihn die platzbedingte Verzögerung zu Beginn nicht leicht war. „Meine Aufgabe war es, am Anfang die ganze Zeit zu singen. Und bis endlich alle saßen, habe ich einfach weiter gesungen“, sagt er schmunzelnd. Regisseur Patrick Borchardt studiert seit Mai an der Theaterakademie und hat mit „Urmel aus dem Eis“ sein erstes Werk inszeniert. Dabei wurde das Drehbuch auf kreative Weise umgesetzt. „Wir haben zum Beispiel mit viel Rhythmik und eigenen Choreographien gearbeitet. Und Seelefant mit seinem Gesang als Rahmen des Stücks ist komplett improvisiert“, sagt Borchardt. Gerade die musikalische Inszenierung der Inselwelt kam beim Publikum gut an. „Urmel aus dem Eis“ holt in jedem das Kind hervor und vermittelt gleichzeitig noch Werte. „Urmel befindet sich am Anfang in einer Außenseiterrolle, aber auch wer anders ist, wird in die Gemeinschaft aufgenommen“, fasst Borchardt zusammen. Die sechsjährige Linda hat Urmel auch in ihr Herz geschlossen. „Er ist das beste Tier und wichtig fürs ganze Theaterstück“, findet sie.

Mannheimer Morgen
Von unserer Mitarbeiterin
Corinna Hiss

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